Es war einmal.... Aus der Geschichte des Vereins
Es war schon eine kleine Sensation, als der Kirchhundemer Gemeindearchivar Martin Vormberg im März 1984 in einer Akte des Pfarrarchivs Kirchhundem eine Aufzeichnung fand, die den Nachweis liefert, daß es in Bilstein bereits im Jahr 1609 eine Vereinigung von Schützenbrüdern gab. Bis zu dieser Entdeckung war von der Existens einer Bilsteiner Schützengemeinschaft vor der Gründung des Schützenvereins Bilstein-Kirchveischede im Jahr 1890 nichts bekannt.
Jetzt gehört auch Bilstein zu den wenigen Orten im Kreis Olpe, die Urkundlich belegen können, daß sie schon in kurkölnischer Zeit eine Schützenvereinigung gehabt haben.
Darunter sind fünf Städte bzw. Dörfer, in denen nachweislich bereits vor 1600 eine Schützengesellschaft bestanden hat. Die Schützengesellschaft Attendorn 1410 hat ihr Gründungsdatum auf das Jahr 1410 festgelegt; urkundlich nachzuweisen ist sie jedoch erst für das Jahr 1473. Der St. Sebastianus-Schützenverein Olpe setzt das Jahr seiner Gründung mit dem Jahr 1311 gleich, in dem Olpe zur Stadt erhoben wurde; historische Quellen bestätigen seine Existens indessen erst für das erste Viertel des 16. Jahrhunderts, falls man nicht ein Preisschießen, das 1460 in Olpe stattgefunden haben soll, als Beweis für sein Bestehen schon um die Mitte des 15.Jahrhunderts ansehen will.
Aus einer nicht mehr vorhandenen Urkunde von 1582 aus dem Stadtarchiv Olpe geht hervor, daß es damals außer in den bereits genannten Orten auch noch in Drolshagen und Rhode Schützen gesellschaften gab, die alle an einem "frey Schießenspiel" in Olpe teilgenommen hatten. Freischießenspiele werden in Urkunden und Akten des 16. und 17. Jahrhunderts in Südwestfalen wiederholt erwähnt. Sie hatten sich aus Schießtagen entwickelt, die von Städten und Landesfürsten gefördert und unterstützt wurden, damit sich die Schützen im Schußwaffengebrauch üben konnten. Man schoß bei diesem Freischießen auf Scheiben, während bei den örtlichen Schützenfesten der einzelnen Gesellschaften auf einen Vogel gezielt wurde. Von Schießspielen berichtet auch die eingangs erwähnte Aufzeichnung, in der zum erstenmal von "Schützenbrüdern" in Bilstein die Rede ist. Es handelt sich dabei um ein Gerichtsprotokoll, das den Hergang einer Verhandlung vor dem Bilsteiner "Brucht-Gericht"(Polizeigericht) am 26. Januar des Jahres 1610 wiedergibt.
Nach dieser Aufzeichnung haben im Jahr 1609 die Schützenbrüder zu Bilstein, Saalhausen und Meggen jeweils an ihrem Ort ein Schießspiel ausrufen lassen und auch abgehalten, ohne vorher die erforderliche behördliche Genehmigung einzuholen. Verwundern kann die zunächst vieleicht überraschende Erwähnung der drei Schützenvereinigungen im Jahr 1610 eigentlich nicht, werden doch 1582, 28 Jahre vorher, im heutigem Olper Kreisgebiet gleich fünf Schützengesellschaften auf einmal urkundlich genannt. Beide Nachrichten, die Olper Urkunde von 1582 und das Protokoll von 1610, zeigen, daß die letzten vier bis fünf Jahrzehnte vor dem Dreißigjährigem Krieg (1618-1648) im südlichen Sauerland eine Blütezeit des Schützenwesens gewesen sein müssen. Sie fällt mit dem Amtszeit des Bilsteiner Drosten Kaspar von Fürstenberg zusammen, der von 1567 bis 1618 oberster Verwaltungsbeamter der kurkölnischen Ämter Bilstein, Waldenburg und Fredeburg war.
Kaspar, der bis 1607 auf Burg Bilstein, dann auf der von ihm um- und ausgebauten Burg Schnellenberg bei Attendorn wohnte, war ein lebensfroher, volksverbundener Renaissancemensch und nahm selbst gern an Schützenfesten teil. Unter dem Datum des 29. Mai 1599 schrieb er in sein Tagebuch:"Der rat zu Attendorn bittet mich negst montag zum Schutzenspill zu gaste." Am übernächsten Tag, am Pfingstmontag, notierte er:"Ich zihe mit meinem sönen und Enneken (sie war seine zweite Frau) uf Attendorn, wone daselbst dem vogelschießen bei und sein darnacher mit burgermeistere und dem schutzenkoning und der ganzen schutzengeselschaft gar lustig und guter dinge." Wenn auch die Aufzeichnung von 1610 auf den Ablauf des Schießspiels, das die Bilsteiner Schützenbrüder im Jahr davor veranstaltet haben, nicht weiter eingeht, so darf man sich doch wohl vorstellen, daß es sich dabei um ein Vogelschießen im Rahmen eines Schützenfestes gehandelt hat, das ähnlich begangen wurde wie in Attendorn. Jedenfalls war das Vogelschießen damals eine beliebte Form des festlichen Schießens. Die Sitte des Vogelschießens geht möglicherweise auf alte heidnische Vorstellungen zurück, nach denen das Erlegen eines Vogels ale ein Sinnbild des Frühlings galt. Wie es auch die zitierten Tagebuchnotizen Kaspars von Fürstenberg belegen, war im 16. Jahrhundert Pfingsten ein beliebter Termin für das Fest des Vogelschießens. Die Natur stand dann in vollem, frischem Grün und ermunterte die Menschen zu fröhlichem geselligen Tun. Der Attendorner Josef Hüttemann schrieb 1930 in einem Aufsatz über den Ursprung der Schützengesellschaften: "Wenn der Wonnemonat Mai seine Reize entfaltet, so regte sich allenthalben auch die Schützenlust. Das Maiengrün wurde die symbolische Farbe der Schützen, und so ist noch heute grün die Schützenfarbe."